Was ist schön und warum eigentlich?

Was ist schön und warum eigentlich?

Irgendwie beschäftigt mich diese Frage wohl schon mein ganzes Leben lang.
Als Kind fand ich meine Mama immer wunderschön! Ich liebte es, ihr zuzuschauen wenn sie sich mit dem Lockenstab die Haare aufdrehte und im typischen 80er Look ihre Augen mit Metalic Lidschatten extrem schminkte und sich das kostbare Parfüm von Yves Saint Laurant hinter die Ohren tupfteIch zog mir ihr hellblaues, mit Spitzen und Volants versehenes Nachthemd an, dazu ihre Spitzenbrauthandschuhe und ihre mit Perlen bestickte Brauttasche in der Hand. So schritt ich, als Ihre Majestät Kaiserin Sissi, unseren langen Altbauflur auf und ab und winkte meinen Untertanen zu. Für mich ist meine Mutter immer noch die wunderschönste Mama der Welt, auch ohne Schminke und 80`s Look!
Während der Schulzeit entdeckte ich dann, wieviel es ausmachte, wenn man mit gutem Aussehen gesegnet war. Die Kinder, egal ob Mädchen oder Junge, die dem gängigem Schönheitsideal entsprachen, hatten einfach mehr Freunde, waren beliebt und kamen dem Anschein nach, mit einer Leichtigkeit durchs Leben. 
Ich war ein kleines, sommersprossiges, etwas pummeliges, blondes Mädchen, dessen Mutter ihr immer den Pony schnitt und modisch nix reißen konnte. 
Die ersten Schmink- und Modetips holte ich mir aus der Brigitte Zeitschrift meiner Mutter oder beim Durchblättern der Bravo und Mädchen meiner Schwester.Madonna, Nena und Kim Wilde waren meine absoluten Style Ikonen. Aber niemals im Leben würden meine Eltern mich so gekleidet wie Nena auf die Straße gehen lassen. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als weiterhin meine rosa Daunenjacke anzuziehendazu die weißen Stiefel mit der Spitze und darauf zu warten, bis ich endlich selbstbestimmen durfte was ich anziehe.

So fand ich meine Fashionvorbilder

In der weiterführenden Schule dümpelte ich die ersten Jahre so vor mich hin, auf der Suche nach meiner persönlichen Fashionikone. 
Ich bewunderte ein Mädchen aus dem Jahrgang über mir, ein stylisches, immer mit den neusten Modetrends bedachtes MädchenDann ergab sich für mich eine Megachance, sie musste die Klasse wiederholen und wurde in unsere Klasse versetzt Ich sorgte dafür, dass sie neben mir den Platz zugewiesen bekam und war ab nun immer an ihrer Seite. Wir freundeten uns tatsächlich an, verbrachten nun fast täglich, auch nach der Schule, die Zeit zusammen. 
Wir stylten uns gegenseitig, fuhren zusammen in die Stadt um in den angesagten Geschäften (naja, so viele gab es in Hannover ja nicht) abzuhängen und um einfach voll cool sein. Wir waren eine der ersten, die in der Schule abgeschnittene Jeans-Short zu schwarzen Strumpfhosen mit Chuck`s trugen, Anfang der 90er der absolute Hit!
Latzhosen, breite Jeans, super Tolle, Dauerwelle, Basketballstiefel, Popper und Rapper, Riesenrucksäcke und Bodys, das waren unsere Trends. 
Wie das so im Leben ist, man entwickelt sich weiter, der eine mal mehr der Andere weniger. Ich lernte ein paar andere Leute kennen und irgendwann trennten sich die Wege von uns. 
Meine neue, allerbeste Freundin war Trendtechnisch absolut das Non-Plus-Ultra.  

Es war die Zeit Mitte der 90er,

das Motto war Party, Spaß und Revolution gegen alles und jeden!
Die Hosen wurden kürzer, wir trugen Doc Martens statt Chuck`s, Löcher in den Jeans, offene Karohemden mit Unterhemd darunter, Bauchfrei und Nasenring. Es war eine Mischung aus Grunge und Hip-Hop. Kurzum, alles was Eltern und Lehrer überhaupt nicht gutfanden!
Das machte uns aber herzlich wenig aus! Ich ging mit der Latzhose zu Hause raus und zog miheimlich im Keller die Hotpants an
Make-up gab es zu dieser Zeit nur in 3 verschiedenen Farbnuancen von gefühlten Kosmetikherstellern, an Drogeriemärkten in der heutigen Form war noch nicht zu denken. Rouge wurde als Lidschatten und als dicke Wangenbalken aufgetragen. Augenbrauen wuchsen wie sie wollten,  Hauptsache die Dauerwelle oder dann später der trendige Kurzhaarschnitt a la Beverly Hills 90210, saßen.
Endlich verdiente ich mein eigenes Geld, dass ich unsinniger Weise in einzelne, teuer Teile anlegte, anstatt mir mehrere günstige, gute Basics zuzulegen.
H&M und Benetton waren DIE In- Kaufhäuser, in die wir wöchentlich hin pilgertenum Trends abzuchecken. Etwas später kamen Olymp & Hades und Zara hinzu. 

Die Musik und die Video Clips bei MTV und Viva waren für uns das, was heute Instagram und Facebook sind. Schönheitsideale waren Salt`n Pepa, Janet Jackson, En Vogue, Destiny Child und TLC. Große modische Meilensteine legten aber auch die Spice Girls vor. Buffalo Turnschuhe, durchgesträhnte, bunte Haare und enge Schlauchkleider mit dicken Pelzjacken oder Lackmäntel zu mega hohen Plateau Schuhen waren Mitte der 90er Jahre bei uns angesagt. 
Es waren wohl die Anfänge der Schnelligkeit in der Mode, denn was gestern noch total angesagt war, war morgen schon wieder out.

Auf der Suche nach meinem persönlichen Stil,

oder eher gesagt auf der Suche nach überhaupt einem Stil, war ich eine ziemlich lange Zeit. 
In meinem beruflichen Alltag trug ich Uniform oder später dann die vorgeschriebenen Hosenanzüge. Privat war es eine eher bunte Mischung aus bequem, aktuellen Trends und das was gerade so im Kleiderschrank bei mir oder meiner Schwester vorhanden war.
Erst durch die Social Media und mittlerweile Mitte 30 entdeckte ich die Schminktutorials, Shopping Hauls und Blogs, vor allem zu dem Thema Curvy und Plussizemode.

Erstaunt und teilweise erschrocken verfolge ich den Trend der Mädchen und jungen Frauen, die sich ihre Lippen aufspritzen lassen, Nasen korrigieren und anscheinend Unmenge von Geld in Diätshakes und Detox Tees investieren.
Für mich sehen alle gleich aus. Alle scheinen dieselben Nasen, Lippen, Augenbrauenform und Frisuren zu haben, durch die identischen Kleidungsstile sehen sich alle zum Verwechseln ähnlich!
Ich würde mir mehr Individualität für die Mädchen wünschen. 

Jede Generation trägt und prägt einen eigenen Kleidungsstil, dennoch glaube ich, dass es früher eine größere Vielfalt gab.
Sicherlich ist es der Modeindustrie zu schulden, Billigmodeketten wie Primark und Co überschwemmen den Markt mit immer verfügbarer Mode zu günstigen Preisen. Das Internet mit seinem Rund um die Uhr geöffneten Shops und immerwährenden Rabatten gaukelt unserem Unterbewusstsein vor, das wir genau diese Trendteil dringend benötigen.

Meine heutigen Stilvorbilder

habe ich tatsächlich auch in den Social Network gefunden, aber vor allem in den Printmedien wie Instyle, Elle, Vogue und Jolie usw. Aber die schönsten Stilvorbilder und Inspirationen finde ich nach wie vor im echten Leben! 
Das Besondere, das Eigene, das kreative Extravagante, Frauen die zu sich stehen und keine Angst haben aufzufallen. Frauen die sich nicht verstecken in Kleidern, die alle tragen, von solchen Frauen bin ich beeindruckt und lasse mich zu gerne inspirieren.

Bleibt einzigartig,

Eure 
Moi-plus-belle

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

LE alverde

Best Ager- warum wird die größte Käufergruppe ignoriert?